Das hier gezeigte Damenrad kam vor einigen Jahren als Tauschobjekt zu mir. Ich verkaufte es später an einen Sammler in Berlin weiter. Ich möch- te es aber trotzdem auf dieser Seite kurz vorstellen, weil Fahrräder der Marke Jagdrad heute relativ selten zu finden sind.
Zur Geschichte der Waffen- und Fahr- rad-Fabriken Burgsmüller & Söhne in Kreiensen (Harz) habe ich hier ein paar Sätze geschrieben.
Durch das schöne Schild am Lenk- kopf wird das Fahrrad als 'Modell 1908' ausgewiesen. Burgsmüller er- laubte sich zu dieser Zeit offensicht- lich, für jedes Modelljahr eigene Schilder zu verwenden. Diese Praxis weist auf relativ hohe Produktions-zahlen hin.
Das Rad besitzt eine für Damenräder seltene Rahmenhöhe von 60 cm. Bei der Durchschnittsgröße der damaligen Be- völkerung wurden diese Größen sicher nicht oft geordert, auch wenn sich sehr große Damenrahmen duchaus in einigen Katalogen namhafter Hersteller finden.
Im Vorderrad ist eine heute seltene Nabe der Firma Brandenburgia A.G., vorm. Wassmuth & Eisenmenger (B.W.E.) aus Brandenburg a. d. Havel eingespeicht. Im Hinterrad findet sich eine Torpedo aus den 1920er Jahren, die ebenso wie das Repa- ratur-Kettenblatt einer späteren Modifizierung auf 1/2"-Antrieb zuzuordnen ist.
Der Rahmen weist noch Reste rein- ster Jugendstil-Dekorelemente an Ober-, Unter- sowie Sattelrohr auf.
Die schönen und seltenen Korkgriffe für den 25 mm-Lenker ebenso wie das federentlastete Rocknetz stellen nette Details dieses schönen Damen- rads aus der Kaiserzeit dar. Ergänzt habe ich damals eine Klingel mit floralen Motiven auf dem Deckel.
Der auf den Fotos montierte Damensattel stammt von B.S.W. (Bielefelder Sat- tel-Werke), einem bekannten Hersteller, der später durch die Firma Rixe aufge- kauft wurde.
Auf den letzten beiden Fotos sieht man eine seltene Azetylengas-Laterne (um- gangssprachlich als Karbidlampe in allen erdenklichen Schreibweisen bezeich- net) von Burgsmüller & Söhne, die ich damals noch nachträglich für dieses Rad erweben konnte.
Der Rahmen weist eine alte, kaum sichtbare Reparaturstelle im unteren Bereich des Sattelrohrs, direkt über der Muffe für das Oberrohr auf. Eine typische (Schwach-)Stelle, die sich oft verbiegt oder gar bricht, wenn Damenrahmen von zu schwergewichtigen Herren bewegt werden. Die Reparatur wurde aber profes-sionell ausgeführt und der Rahmen ist uneingeschränkt nutzbar, wenn man nicht gerade über zwei Zentner wiegt.