Die Zeiten, in denen man noch gute und günstige Fahrräder auf Flohmärkten finden konnte, sind leider vorbei. Zumeist ist es ein Transportproblem der Anbieter, aber auch die Keller und Dachböden sind nicht mehr die Fundgruben, die sie früher einmal waren. In Zeiten des immer teurer werdenden Wohn- raums baut man Dachböden zu Studios aus und auch die Keller sind nicht mehr die jahrelang brachliegenden, Schätze bergen- den, geheimnisvollen dunklen Orte, die sie einst waren.
Das Peugeot-Rennrad ist der letzte echte Flohmarktfund, der mir vor Jahren gelang. Eigentlich war ich zum Verkaufen angereist, aber zumindest einen Gang über den Markt gönnt man sich in einer Flautephase dann meist doch - in den letzten Jahren immer öfters ohne teure Folgen.
Verschämt hinter einem Anhänger platziert, wäre mir das Peugeot eigentlich gar nicht ausfgefallen, hätte nicht jemand neben mir lautstark den Standbe-treiber gefragt, was denn das Peugeot dort hinten kosten solle. Zum Glück wa- ren ihm dann die aufgerufenen 40.- Euro zu viel, so dass ich den silbernen Ren- ner erstehen konnte.
Nachdem ich ihn hundert Meter weit zu meinem Stand geschoben hatte - ob- wohl er uneingeschränkt fahrbar war - und seitlich an den Bus lehnte, dauerte es keine 30 Minuten und ich hätte ihn für das Dreifache wieder verkaufen kön- nen. Ich widerstand, zum leichten Unverständnis meiner Freundin.
Bei dem Peugeot-Renner handelt es sich um ein Modell PS 10 bzw. PS 10N (mit Schlauchreifenfelgen), wie ich nach einigen Recherchen feststellen konnte. Peugeots Modellpolitik ist nicht immer leicht zu durchblicken.
Das PS 10 stellte nach dem berühmten PV/X/Y 10-Modellen das Rennrad für den Amateursportfahrer dar. Wörtlich bewarb man es als 'Course Amateur Super Luxe' und verlangte Ende der 1970er einen durchaus stattlichen Preis von ca. 1000,- DM dafür.
Nach einer ersten Untersuchung stellte ich fest, dass sich das PS 10 bis auf eine getauschte, aber formal identische Felge und eine fehlende Pedalkappe an- sonsten in einem sehr guten, originalen Zustand befand. Viel konnte mit dem Renner nicht gefahren worden sein.
Eine passende Pedalkappe fand sich nach ewiger Suche in Frankreich, besitzt doch ausgerechnet dieses Modell offensichtlich sehr seltene Pedalmodelle. Die- se sind sogar auf 1977 datiert. Mein PS 10 stammt aber wahrscheinlich aus dem Baujahr 1978, oder sogar noch 1979, glaubt man den sich leider auch oft wider-sprechenden Katalogen bzw. Prospektabbildungen.
Ausgestattet ist das PS 10N mit einem Rahmen aus Reynolds 531-Rohren (nur die drei Hauptrohre) und einer Gabel aus Reynolds 531, das Ganze verbunden mit Nervex-Muffen.
Die Anbauteile bilden das für französische Rennräder dieser Zeit übliche Spek- trum ab: Schaltung von Simplex, Kurbeln und Blatt von Stronglight, Naben Maillard Normandy, Bremsen Mafac Racer, Pedale von Lyotard usw. Selbst der Sattel von Idéale entspricht der Originalausstattung. Die vergnaddelte Sattel-stütze mit ihrem seltsamen Maß wurde inzwischen gewechselt.
Das PS 10 fährt sich gut, allerdings ist mir der Rahmen mit 58 cm etwas zu nied- rig und ich bin nicht der Rennfahrer, sondern eher der Tourenradfahrer. Trotz- dem bleibt es vorerst als jüngstes Familienmitglied in meiner kleinen Peugeot-Sammlung.